Datenformate
03.06.2011Freie Formate sind meines Erachtens weitaus wichtiger als Freie Software. Umso unverständlicher, dass Unternehmen (und Verwaltungen!) wichtige Informationen in unfreien Formaten verarbeiten. Ich hatte heute eine Tag hinter mir, in dem ich gezwungen war, im unsäglichen Doc-Format von Microsoft zu arbeiten. (Das ist eine Qual für jemanden der LaTeX gewöhnt ist, doch dazu mehr in einem separaten Posting.)
Warum sind Freie Formate wichtig? Ganz einfach, weil Sie Ihre Energie und Lebenszeit investieren, um Ihre Daten zu erzeugen und zu verarbeiten. Diesem Aufwand Ihrerseits sollte ein gewisser Investitionsschutz gegenüberstehen. Und mit Freien Formaten können Sie relativ sicher sein, dass Sie Ihre Daten auch in 20 Jahren noch verarbeiten können. Ich habe z.B. alle meine wissenschaftlichen Arbeiten (und noch viele mehr) mit LaTeX geschrieben. So bin ich nach teilweise mehr als 20 Jahren in der Lage, diese problemlos zu lesen (und weiterzuverarbeiten). Sämtliche Software, die ich für meinen privaten Gebrauch benutze und in die ich Zeit investiert habe, verarbeitet Freie Formate. Wenn ich Software (privat) schreibe, dann nur mit quelloffener Software. Meine Digitalphotos verschlagworte ich mit selbstgeschriebener Software auf Basis von Python und MySQL - freien Programmen. Aber wichtiger ist, dass die Verschlagwortung auf Offenen Standards beruht, wie z.B. IPTC und Dublin Core. Viele freie und kommerzielle Bildbearbeitungs- und Verschlagwortungsprogramme tun dies nicht. Falls Sie so ein Programm verwenden, ist es ziemlich wahrscheinlich, dass Sie irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft die Früchte Ihre Arbeit vernichtet sehen, weil die proprietären Daten nicht mehr gelesen werden können.
Ich habe in den letzten 15 Jahren sowohl Windows, Linux und Mac OS X (neben u.a. Sun Solaris) benutzt und konnte immer problemlos meine persönlichen Daten migrieren. Und damit das so bleibt - denn das aktuelle OS wird nicht das letzte bleiben - kommen mir proprietäre Formate erst gar nicht auf die Platte. Es sei denn, ich werde dazu genötigt. Leider ist das Bewußtsein dieser Problematik nicht besonders ausgeprägt. Nur so ist zu erklären, dass in Verwaltungen einschließlich Hochschulen, proprietäre Formate die Regel und nicht die Ausnahme sind. Allerdings kommt allmählich Bewegung in die Angelegenheit, so empfiehlt die Bundesverwaltung inzwischen Offene Formate. (Dass das gleichzeitig eine Menge Lizenzgebühren für die in der Regel proprietäre SW einsparen könnte, ist - aus Steuerzahlersicht - ein angenehmer Nebeneffekt…)