Nervennahrung

Naturwissenschaften

17.03.2014

Ein nachdenklich stimmender, ganz hervorragender Artikel aus der Zeit, in dem u.a. auf die Bedeutung der Naturwissenschaften für unser Weltbild und nicht - wie heute leider allzu oft - nur auf die wirtschaftliche Bedeutung bzw. Nützlichkeit hingewiesen wird, und der Autor bekümmert bemerkt: “Heutzutage dürfen Naturwissenschaftler schon froh sein, wenn ihre Entdeckungen einmal nicht im Zusammenhang mit einer Katastrophe Erwähnung finden oder als Grundlage düster-dystopischer Zukunftsvisionen herhalten müssen. Dabei würden ohne Quantenphysik keine Smartphones funktionieren, ohne organische Chemie keine Autos fahren und ohne moderne Medikamente immer noch Pest und Cholera drohen. Wir brauchen die Naturwissenschaften als Grundlage für unseren Lebensstil – aber eigentlich wollen wir nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Als notwendiger Bestandteil der Allgemeinbildung gelten sie schon lange nicht mehr.” und “Aktuellster Beleg für die ungebrochene Lebendigkeit dieses einseitigen Bildungsideals ist die Zusammensetzung des Deutschen Ethikrates, dessen Aufgabe es ist, die Bundesregierung in all jenen Fragen zu beraten, bei denen es – vereinfacht gesagt – zu einem Konflikt zwischen Moral und Machbarkeit kommt. In dieser durchaus hochkarätig besetzten Kommission finden sich ausschließlich Vertreter ebenjener Fächer, die bereits Goethes Faust mit “heißem Bemühn” (wenn auch ohne durchschlagenden Erfolg) studiert hatte: Philosophie, Juristerei, Medizin und Theologie. Einen Dr. rer. nat. sucht man dort vergeblich, obwohl die diskutierten Konflikte ihre Ursache oftmals im naturwissenschaftlich-technischen Fortschritt haben. Offenbar ist man in diesem Gremium aber der Meinung, dass ethische Fragen nicht Sache der Naturwissenschaften sind, jedenfalls sofern diese die Medizin nicht berühren, und ihre Vertreter zu deren Klärung nichts beitragen können.”

Lediglich zum Schluß vergallopiert sich der Autor, als er schreibt: “Die Grundlage der Naturwissenschaften – das nüchterne Erkennen dessen, was ist und was nicht, und die Lehre, das eine vom anderen zu unterscheiden – ist nicht nur irgendeine Forschungsmethode. Sie ist selbst eine Ethik. Und zwar die einzige, auf die sich Menschen über alle kulturellen Gräben hinweg bisher haben einigen können.” Die Grundlage der Naturwissenschaften ist natürlich noch keine Ethik. Sie ist aber ein Prinzip, das auch jenseits des naturwissenschaftlichen Kontext in einer pluralen Welt sinnvoll ist.