Nervennahrung

Witch-Hunt

26.06.2015

Vor zwei Wochen ist Nobelpreisträger Tim Hunt zum weltweiten Inbegriff für Sexismus an Hochschulen geworden. Jetzt sind “entlastende Protokolle” aufgetaucht, doch “was wirklich am Tisch gesagt wurde, ist schwer zu überprüfen.” (Quelle: Spiegel) Aber für eine globale Hexenjagd, einen Rufmord und seine Entlassung hat es gereicht. Dann ist ja alles in Ordnung.

Update: Don Alphonso schreibt die neuesten Entwicklungen in der FAZ zusammen und kommentiert.

Update^2: Auch ein sehr schöner Kommentar in der FAZ von Friedericke Haupt.

Update^3: Inzwischen ist ein Beweis aufgetaucht, dass die Bemerkungen Hunts ein Scherz waren. Auch in der FAZ wird inzwischen über Proteste gegen die Hexenjagd gegen den Wissenschaftler berichtet. Der (von mir ansonsten nicht besonders geschätzte) Komiker Dieter Nuhr hat ebendort einen intelligenten Kommentar zum “Digitalen Mittelalter” veröffentlicht, in dem er den pöbelnden Internetmob der sozialen Netzwerke als Rückfall ins Mittelalter kritisiert (“Die Orte, an denen die Scheiterhaufen lodern, heißen Facebook und Twitter.”).

Auch darüber sollten wir Informatiker uns Gedanken machen, wie die Tools, die wir erschaffen, die Gesellschaft verändern - oft nicht zum besten. Und jeder, der an einer Hochschule tätig ist, sollte sich die Frage stellen, wie es sein kann, dass im Shitstorm gegen Hunt niemand aus der Leitung seiner Hochschule (und aus der Royal Society, die Hunt ebenfalls in den Rücken gefallen ist) Einspruch gegen eine öffentliche Hinrichtung ohne Prozess und ohne Anhörung des “Beschuldigten” erhoben hat. Solche Personen verdienen unsere Verachtung - es sind erbärmliche Feiglinge, nein (Mit-) Täter.

Update^4: Ehemaliger Student enterbt Tim Hunts Universität

Update^5:Alice Schwarzer! schlägt sich auf die Seite der – Hunt-Verteidiger!