Nervennahrung

BioNTech

13.11.2020

Eine gute Nachricht der letzten Woche war sicherlich, dass die Mainzer Firma BioNTech offenbar sehr gute Zwischenergebnisse in der Phase 3 ihres Impstofftests erzielen konnte. Zwar ist der Impfstoff noch nicht zugelassen und viele Fragen sind noch offen und sicherlich bedeutet auch eine Zulassung dieses und vieler weiterer Impfstoffe kein schnelles Ende der Endemie, aber es ist auch jeden Fall eine gute Nachricht. Interessanter Weise wurde sie auch von vielen geradezu euphorisch begrüßt, für die im anderen Kontext Chemie, Biochemie und alles was mit Gentechnnik zu tun hat, Teufelszeug ist. Hoffentlich setzt hier allmählich ein Umdenken ein, so dass diese Zukunftsindustrie nicht wie viele andere aus dem Land getrieben werden. Erfreulich auch, dass die beiden Firmengründer einen Migrationshintergrund haben, was in vielen Berichten hervorgehoben wurde. Zuallererst aber sind sie m.E. herausragende Persönlichkeiten, die bereits im Januar als unser Gesundheitsminister Corona noch für eine Krankheit im fernen China hilet, bereits beschlossen hatten, umgehend einen Impfstoff zu entwickeln.
Ein interessantes Detail am Rande: Wie der Spiegel ausführte, wird die Medizinerin Özlem Türeci von Google als “Ehefrau” herabgestuft. Dass passiert jedenfalls bei Suchen, wenn im “Knowledge Panel” Türeci als “Ehefrau von Uğur Şahin” geführt wird. Angesichts der Leistungen von Frau Türeci eine Unverschämtheit. Verantwortlich dafür sind jedoch nicht etwa sexistische Algorithmen von Google, denn in den englischen Knowledge Panels sieht das anders aus. Verantwortlich ist überhaupt niemand bei Google, denn die Algorithmen werten nur öffentlich verfügbare Quellen aus - den Informatikern bei Google ist also kein Vorwurf zu machen. Vielmehr sollten sich die deutschsprachigen Journalisten und Journalistinnen an die eigene Nase packen, die ihre Leser zwar zunehmend mit Unsinn wie Forscher*innen beglücken, aber wenn sie auf eine herausragende Forscherin treffen, auf billige Geschlechterklischees aus der Mottenkiste der 50er Jahre zurückgreifen.