Nervennahrung

Follow the Science

18.01.2021

Follow the science - so lautete ein Slogan von Greta Thunberg und auch die Corona-Politik der Bundes- und Landesregierungen beruft sich immer wieder auf “die Wissenschaft”. Aber “die Wissenschaft” gibt es nicht. Gesicherte, unumstößliche Erkenntnisse gibt es allenfalls in der Mathematik und nicht in den Naturwissenschaften. Der Erkenntnisprozess ist eben komplex und vielschichtig. Für die morgige Entscheidungsrunde im Kanzleramt sind wieder ausgesuchte Experten eingeladen, die die Spiegel Autorin Lydia Rosenfelder “die bestellten Berater” nennt. “Es sind acht Fachleute, auf die es maßgeblich ankommt, wenn Deutschland seinen Kurs in der Corona-Politik für die nächsten Wochen festlegt. Am Tag vor der entscheidenden Ministerpräsidentenschalte beraten sie die Länderchefs und das Bundeskanzleramt.” Interessant ist, dass die SPD-Länder anscheinend diesmal auch Klaus Stöhr einladen wollten. “Der ehemalige SARS-Forschungskoordinator der Weltgesundheitsorganisation hält das Ziel der 50er-Inzidenz selbst bei einem harten Lockdown für unrealistisch. Er plädiert für differenziertere Maßnahmen, insbesondere einen deutlich stärkeren Schutz der Risikogruppen. Außerdem ist er gegen die Schließung von Kindergärten und plädiert für offene Grundschulen, weil dort digitaler Unterricht nicht ausreichend möglich ist. Aber solche Argumente wollen die Verfechter eines schärferen Lockdowns offenbar nicht hören. Stöhr kam nicht auf die Einladungsliste”, berichtet Frau Rosenfelder und schließt mit dem deprimierenden Fazit: “Im Gegensatz zu Bundestagsanhörungen, die der umfassenden Meinungsbildung dienen, hat diese Beraterrunde offenbar eine andere Aufgabe: Sie soll die gewünschten Argumente liefern und Druck auf die Ministerpräsidenten ausüben. Die Vielfalt an Positionen, die die wissenschaftliche und gesellschaftliche Debatte über die Corona-Politik inzwischen erreicht hat, wird dort nicht abgebildet. Vor allem wird der grundsätzlichen Frage, ob die Lockdown-Maßnahmen in den vergangenen Wochen erfolgreich und notwendig waren, wenig Raum gegeben.” Ich stimme Frau Rosenfelder zu - das ist keine offene Debatte im Sinne der Aufklärung und des wissenschaftlichen Diskurses, sondern hier machen sich Wissenschaftler zu Erfüllungsgehilfen einer vorgegebenen Politik. Und die Parlamente nicken diese Expertokratie ab, anstatt auf einer offene Debatte zu bestehen.