Master Branch is Gone
26.07.2021GitHub hat den Default Branch, der seitdem es git gibt, d.h. seit Ewigkeiten “Master” heißt, durch “Main” ersetzt. Obwohl das schon etwas her ist, blogge ich heute darüber, weil es mich kürzlich etwas Zeit und Nerven gekostet hat. Man könnte über solche Auswüchse Politischer Korrektheit mit Humor hinweg sehen und auf “Raider heißt jetzt Twix – sonst ändert sich nix!” verweisen, aber so unbedeutend ist es eben nicht.
Zunächst mal zum Hintergrund für diejenigen, die die Dinge nicht selbst verfolgt haben. Im Zuge der Black Lives Matter (BLM) Bewegung wurden in den UnSozialen” Netzwerken heftig diskutiert, bestimmte Begriffe wie Master / Slave Architekturen oder White / Black Listen zu vermeiden, weil diese “rassistisch” konnotiert wären. M.E. sind Menschen, die glauben, daß man, indem man bestimmte Worte vermeidet oder ändert, die Welt verändert, sowieso hoffnungslose Beispiele realitätsbefreiter Ideologen, die - so hätte man es in den politisierten 70ern des letzten Jahrhunderts in wirklich linken Kreisen ausgedrückt - einem bürgerlichen Idealismus verfallen sind und man hätte diesen Menschen als Gegenmittel eine Prise dialektischen Materialismus à la Karl Marx (im Gegensatz zu Georg Wilhelm Friedrich Hegel) verordnet, aber in dem vorliegenden Fall ist das ganze “Argument” sowieso nicht anwendbar, da der Master-Branch niemals im Kontext von Master / Slave verwendet wird. Das hat die von Microsoft geführte Firma GitHub aber nicht daran gehindert, diesen altehrwürdigen Fachbegriff zu bannen. Das Magazin Wired hatte darüber letztes Jahr berichtet.
Der Entwickler Dwayne Slater hatte vergeblich mit einer Petition versucht, dies zu verhindern und ich zitiere ihn selbst, da man es nicht besser ausdrücken kann:
“To see GitHub use the color of my skin to make meaningless change is a slap in the face. There are more useful causes to bring to attention, words are not the issue, police brutality in the United States is the issue. To attempt to make this statement is to take advantage of the situation, it does nothing but hurt BLM as a movement and GitHub as a platform.”
Die zunehmende Tendenz von Firmen, sich bei Social Justice Kriegern anzubiedern, finde ich bigott und wohlfeil. Fragen Sie sich, wo der Einsatz von Apple, Microsoft, Google, Facebook und co z. B. für Homosexuelle (Regenbogen) in Ländern wie Iran und China bleibt. Dort ist man in solchen Fragen ganz still und hilft stattdessen lieber bei der Zensur 1, 2.
Zurück zum Master. Zur Vermeidung von Diskriminierung oder mehr Diversity tragen solche Namensänderungen gar nichts bei. Aber es kostet nichts. Oder eben doch:
- Hunderttausende von Entwicklern müssen sich mit diesen (und anderen) völlig überflüssigen Änderungen auseinandersetzen.
- Viele Änderungen erfordern Anpassungen von Code oder Skripten, zum Teil in hunderten oder Tausenden von Artefakten.
- All das kostet viel Arbeitszeit, Aufwand, der besser in reale Veränderungen investiert wäre.
- Jeder Fehler, der dabei passiert, kostet weiter Zeit und Geld und kann potentiell und faktisch Schaden anrichten.
Diese Kosten werden von den Social Justice Kriegern, die sich für angeblich “neutrale Sprache” in der Tech-Industrie einsetzen, schlicht ignoriert. Wie groß der unsoziale” Druck ist, zeigt, daß selbst der nicht gerade für Feinfühligkeit bekannte Linus Torwalds in Linux inzwischen diverse Begriffe aufräumen läßt.
Abschließend - das Wort Master” stammt vom lateinischen “Magister” (s. z. B. Etymonline.com) ab; wenn dieser woke Irrsinn allerdings nicht gestoppt wird, dann wird der Master of Science dann zukünftig wohl Abschluss 2 heissen.