Nervennahrung
10.09.2024
Der Zeitgeist mag Freiheit nicht - überall auf der Welt werden Freiheiten beschnitten und das Eintreten für Freiheitsrechte ist scheinbar nicht mehr en vogue. Leider auch an unserer Hochschule: dieser Blog und die Hochschule waren lang Jahre treue Weggefährten, aber unsere Wege trennen sich nun.
Als ich vor langer Zeit an der damals noch FH-Frankfurt begann, startete ich diesen Blog Nervennahrung, der mich seit 2011 begleitet und viele Abonennten, darunter zahlreiche Ehemalige hat. Selbstverständlich wurde dieser Blog unter der Domäne der Hochschule auf einem von der Lehreinheit Informatik betriebenen Apache Web Server unter der URL https://www.informatik.fb2.frankfurt-university.de/~jschaefer gehostet. Denn ich war der Meinung, dort gehöre er hin. Und die Lehr- und Forschungsfreiheit beinhaltete völlig selbstverständlich einerseits die Freiheit, so etwas zu tun und wurde andererseits auch von der Hochschule völlig selbstverständlich respektiert. Doch damit ist es nun leider vorbei. Ohne Vorwarnung wurde der Server auf Geheiß der Hochschulleitung im Juli abgeschaltet, wodurch mein Blog heimatlos wurde. Im Zuge des allgemeinen Chaos durch den “IT-Sicherheitsvorfall” fiel dies zunächst nicht auf, aber in der Zwischenzeit erreichen mich immer öfter Anfragen, wann der Blog denn wieder zur Verfügung stünde. Nun die traurige Antwort ist: An der Fra-UAS nie wieder, und da die Hochschulleitung den Betrieb von IT-Services genereller Art durch ihre Informatikprofessoren kategorisch untersagt, bleibt mir nur der komplette Exodus:
Sie finden den Blog Nervennahrung und weitere Services in Zukunft unter:
https://joerg-schaefer.biz/academics
und Sie können den Blog durch klicken auf “Abo” wieder abonnieren:
https://joerg-schaefer.biz/academics/feed.xml.
Ein Exodus kann ja auch befreien und in diesem Sinne wünsche ich mir einen freien und ungestörten Betrieb und viele Abonnenten für die Zukunft!
09.09.2024
Nach dem ersten erfolgreichen Workshop letztes Jahr in Kaub veranstalten Martin Simon und ich am 7.10. bis 9.10. den zweiten internationalen “Workshop on Statistics, Machine Learning and Applications”, diesmal in Frankfurt im HOST. Gäste sind auch unsere Partner u.a. aus Finnland. Bei Interesse an Vorträgen bitte entweder mich oder Martin Simon kontaktieren.
01.07.2024
Es ist eine Freude, auf diese Pressemitteilung aufmerksam machen zu können. Hendrik Weichel, ein Bachelor-Absolventen unseres Informatikstudiengangs, bekam für seine Bachelorarbeit unter der Leitung des Kollegen Martin Simon mit dem Thema “Physikalisches Klimamodell zur Quantifizierung von Unternehmensrisiken” den mit 3.000 Euro dotierten prestigeträchtigen Hans-Messer-Preis 2023 der Frankfurter Industrie- und Handelskammer (IHK) verliehen. Herzlichen Glückwunsch!
26.06.2024
In meiner Arbeitsgruppe gibt es ein neues Thema für eine Bachelorarbeit im Bereich Synthetische Zeitreihen. Details finden Sie hier.
10.05.2024
We do offer the following new bachelor and master thesis / topics in our research group:
- B.Sc. Attention and similarity scores
- B.Sc. Random Feature Transformer for classification
- B.Sc. Random Feature Transformer for language translation
- M.Sc. Random Projections
Anyone interested should contact our PhD. candidate Marius Lotz.
22.03.2024
Rheinmaintv hat einen Bericht über ein Projekt unserer Forschungsgruppe mit den Firmen Bühler und optovision produziert.
06.03.2024
Wichtiges Urteil des Hessischen Staatsgerichtshofs zum Hessischen Hochschulgesetz: “Wesentliche Teile des HessHG betreffend die 2022 gegründete Hessische Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit (HöMS), bei der die Hessische Hochschule für Polizei
und Verwaltung, die Polizeiakademie Hessen und die Zentrale Fortbildung Hessens zusammengeführt wurden, verstoßen eindeutig gegen das Grundrecht der Wissenschaftsfreiheit und sind deswegen mit der hessischen
Verfassung unvereinbar.” (Quelle: Mitgliederinformation des HLB Landesverbandes Hessen)
Der HLB führt aus: “Der Bestellung und Abberufung der Präsidentin oder des Präsidenten an der HöMS ausschließlich durch ein Ministerium schoben die Richterinnen und Richter einen Riegel vor. Sie
ließen keinen Zweifel daran, dass das Oberhaupt einer wissenschaftlichen
Hochschule generell – und damit auch an der neugegründeten Hochschule HöMS – durch den Senat zu wählen ist. Außerdem, so das Gericht, müssen Professorinnen und Professoren in den Selbstverwaltungsgremien der Hochschulen wie im Senat und den Fachbereichsräten stets die Mehrheit haben.”
Ganz zufrieden ist der HLB mit dem Urteil jedoch nicht und kommentiert: “Wir bedauern es jedoch, dass der Staatsgerichtshof es nicht grundsätzlich für verfassungswidrig erachtet, eine Hochschule wie die ursprüngliche Hessische Hochschule für Polizei und Verwaltung mit einer Verwaltungsbehörde wie der Polizeiakademie Hessen zu verknüpfen. Wir wollen ja auch nicht, dass die Technische Hochschule Mittelhessen zugleich Eichamt wird, nur weil sie technische Studiengänge anbietet.”
27.02.2024
“Wer immer noch meint, Hass und Hetze wären allein das Metier rechter Ideologen, wird durch den Beitrag von Geraldine Rauch [Präsidentin der TU Berlin] eines Besseren belehrt.” - so beginnt eine Erwiderung auf einen Angriff auf das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit, dessen Mitglied ich bin und für das ich als Vertrauensdozent für diese Hochschule agiere. Das Pamphlet von Frau Rauch ist ebenso meinungsstark wie frei von Sachkenntnis - erstaunlich für eine Präsidentin einer so großen Hochschule - und ich habe daher sehr gerne mit den Kollegen Schönecker und Meißner geantwortet.
Update: Die Kontroverse nimmt Fahrt auf. Ein sehr schöner Artikel von Thomas Thiel fasst den Stand der Debatte zusammen und kommentiert.
19.02.2024
In our research group we have a couple of new masterthesis to offer:
M.Sc. Transcription with Textual Topical Priors
This master thesis aims to improve speech2text transcriptions. The research question is: Given a speech2text model/pipeline and a sample speech of a given topic and another text of the same topic can we improve the transcription?
Current transcription programs are generic and don’t have prior knowledge about any topic.
Professional simultaneous interpreters are sometimes given keywords and an outline of the content before translating.
Is a similar approach feasible for automatic speech2text pipelines?
Expected Tasks and Skills:
- Programming or modifying ML pipelines for audio and text processing
- Theoretical knowledge about ML models and performance metrics
Requirements/Questions:
- How can speech2text models be improved without relearning/fine-tuning (zero-shot)?
- How do transcriptions models work and how to modify them?
- Are different topic specific word distributions one-shot learnable and can they be transferred to audio models?
- Can we fix the output in a post processing step given topical knowledge?
This thesis may be written in German or English (depending on study course).
The thesis will be supported by Cyriax Brast and Eicke Godehardt or myself. For further inquiries, please consult Mr Cyriax Brast.
Speech Semantic Search and Summarization
Audio data of videos or video conferences contains information that a user wants to search for
(e.g. when was something taught in a lecture, was a given topic addressed in a meeting).
While improved transcription promotes semantic search of audio data, this differs from just trying to improve transcription quality.
Compressing the content might be more or less susceptible to individual transcription errors and search provides priors.
Expected Tasks and Skills:
- Programming or modifying ML pipelines for audio and text processing
- Theoretical knowledge about ML models and performance metrics
Requirements/Questions:
- Given a speech2text model/pipeline can we summarize it’s content? How good is it?
- Can we make its content available to be semantically searchable? How good is it?
This thesis may be written in German or English (depending on study course).
The thesis will be supported by Cyriax Brast and Eicke Godehardt or myself. For further inquiries, please consult Mr Cyriax Brast.
Turn Taking / End of Speech Prediction
During online conversations in video conferences we want to predict the changes in who speaks currently.
Points in the conversation where the speaker changes are called transition relevance places (TRP).
In a natural conversion humans predict possible ends of utterances by tone, pauses, and by predicting the content semantically.
CC BY 4.0 by Tú Anh Nguyễn, Eugene Kharitonov, Jade Copet,[…] ,Emmanuel Dupoux
Expected Tasks and Skills:
- Programming or modifying ML pipelines for audio
- Theoretical knowledge about ML models, neural networks and performance metrics
- This thesis requires training ones own models
Requirements / Questions:
- Find a suitable dataset.
- Program a pipeline (in Python): Audio -> Diaritization -> Turn Taking markers to generate training data.
- Program a pipeline predicting the end of turn/TRP.
- How well can we predict the end of an Inter Pausal Unit (IPU) / Utterance analyzing the audio of a conversation?
This thesis may be written in German or English (depending on study course).
The thesis will be supported by Cyriax Brast and Eicke Godehardt or myself. For further inquiries, please consult Mr Cyriax Brast.
Turn Taking / Next Speaker Prediction
During online conversations in video conferences we want to predict the changes in who speaks currently.
Points in the conversation where the speaker changes are called transition relevance places (TRP).
We believe that the next speaker can be identified visually by certain modes of attention/engagement before they take the turn.
CC BY 4.0 by Tú Anh Nguyễn, Eugene Kharitonov, Jade Copet,[…] ,Emmanuel Dupoux
Expected Tasks and Skills:
- Programming or modifying ML pipelines for video
- Theoretical knowledge about ML models, neural networks and performance metrics
- This thesis requires training ones own models
Requirements / Questions:
- Find a suitable dataset.
- Find Active Speaker Detection video pipelines to generate training data.
- Program a pipeline predicting the next speaker.
- How well can we predict who wants to speak next given a video?
This thesis may be written in German or English (depending on study course).
The thesis will be supported by Cyriax Brast and Eicke Godehardt or myself. For further inquiries, please consult Mr Cyriax Brast.
20.01.2024
Weitgehend unbemerkt von der breiteren Öffentlichkeit ist am 17.01.24 der Digital Services Act (DSA) in Kraft getreten.
Manfred Kölsch, Richter i.R.
warnt in der Berliner Zeitung mit deutlichen Worten vor den Konsequenzen für die Meinungsfreiheit und sieht einen “Angriff auf die verfassungsmäßige Ordnung”. Der DSA eröffnet die Möglichkeit, illegale, aber auch nicht rechtswidrige Eintragungen auf sehr großen Onlineplattformen ab 45 Millionen Nutzern als löschungspflichtig zu erklären.
Während die Verpflichtung zum Löschen von rechtswidrigen Eintragungen sich zunächst vernünftig anhört, ist sie laut Patrick Breyer von der Piratenpartei problematisch:
“Nach dem Digital Services Act ist es möglich, dass ein Land Informationen, die nur dort illegal sind, die aber woanders überhaupt kein Problem darstellen, löschen lässt. Und das im Zweifel europaweit. Ein Problem, so der Parlamentarier, wenn beispielsweise Ungarn ein Video, das sich kritisch mit der Regierung von Viktor Orban auseinandersetzt, in der ganzen EU aus dem Internet tilgen will. Möglich also, dass mit dem DSA neuer Konfliktstoff für Europa kommt.”
(Quelle: Tagesschau).
Da sind wir dann gespannt, wie lange es dauert, bis autoritäre Staaten sich dieses Instrument zunutze machen und wie dann entschieden werden wird.
Die Verpflichtung zum Löschen auch von nicht! rechtswidrigen Eintragungen, bei denen dann über die Zulässigkeit von Beiträgen durch die EU-Kommission entschieden werden soll, ist eklatant verfassungswidrig. Vordergründig soll es gegen Corona-Leugner und Querdenker, rechte Milieus und Fakenews für ein “menschlicheres Internet” gehen. Doch hier muss daran erinnert werden, daß unser Grundgesetz Meinungen unabhängig vom Wahrheitsgehalt schützt. Es ist nicht Aufgabe einer staatlichen Behörde über Wahrheit zu entscheiden. Hier sei daran erinnert, daß zu Beginn der Corona-Pandemie das Maskentragen zum Schutz vor dem Virus als Fakenews bewertet wurde, u.a. Drosten im Januar 2020: “Damit [mit einer Maske] hält man (das Virus) nicht auf.” oder Lars Schaade (Vizepräsident RKI) im Februar 2020: “Das ist mehrfach untersucht worden, es gibt keine wissenschaftliche Evidenz, dass das irgendeinen Sinn hätte”.
Danach galt für mehrere Jahre das Tragen von Masken in allen möglichen Alltagssituationen geradezu als staatsbürgerliche Pflicht, während es heute in der Wissenschaft wieder kontrovers diskutiert wird, s. z. B. die Cochranestudie aus 2023.
Nach dem DSA könnte die EU jetzt die Löschung einiger (welcher?) dieser Beiträge einfordern - ein Unding. Langsam fragt man sich, welcher Geist in Brüssel und Berlin herrscht - ein demokratischer mit Vertrauen in das Staatsvolk anscheinend nicht. Viktor Orban ist vermutlich ein Fan des DSA.
Update: Auf Telepolis thematisiert Philipp Fess das Thema DSA im Kontext des zunehmend um sich umgreifenden “betreuten Denkens” und nimmt ebenfalls Bezug auf den oben erwähnten Beitrag von Kölsch:
“Das Maß, an dem die Beurteilung als Desinformation ausgerichtet ist, wird von der Europäischen Kommission gesetzt – das aber heißt, dass politisch unliebsame Meinungen, ja wissenschaftlich argumentierte Positionen gelöscht werden können, und nicht nur das: Bei einer Einstufung als rechtswidrig drohen soziale Konsequenzen.”
Update (7.3.2024): Spannender Kommentar “Die Stunde der grünen Zensoren” des Ressortleiters Feuilleton, Andreas Rosenfelder, in der Welt zum Thema.
Das sind die aktuellen Beiträge; alte Beiträge gibt es im Archiv.